Tierische Landschaftspflege an „Schimmels Teichen“
Teiche, Teichdämme und direkten Uferbereiche nicht mehr zugänglich - Naturlehrpfad ermöglicht weiterhin Naturbeobachtungen
Im Limbacher Teichgebiet tut sich etwas - für Mensch, Natur und Artenvielfalt. Nachdem für naturinteressierte Besucher der informative viereinhalb Kilometer lange Naturlehrpfad mit zahlreichen Informationstafeln und interaktiven Elementen fertiggestellt wurde, setzt die Stiftung Pro Artenvielfalt nun Maßnahmen zum Schutz und der Förderung der Artenvielfalt um. Diese werden den zentralen Teil des Feuchtbiotops für die sich allmählich wieder ansiedelnden und vielerorts schon bedrohten Vogelarten vor weiteren Störungen und Eingriffen schützen.
Das 12 Hektar große Gebiet der „Schimmels Teiche“, westlich des Großen Teiches, ist seit 2023 im Eigentum der Stiftung Pro Artenvielfalt und wird aktuell mit dem Bau eines Weidezaunes für eine naturnahe extensive Beweidung mit freilaufenden Weidetieren vorbereitet. Dafür werden nach der aufwendigen ökologisch ausgerichteten Sanierung der Teiche und deren Überläufen ca. 10 Hektar Teichgebietsfläche eingezäunt. Die anstehende Beweidung wird entlang der Teichränder, auf den Teichdämmen und Randflächen die aufkommende Vegetation mit Bäumen, Sträuchern und hohem Gras kurzhalten und damit gute Voraussetzungen für den geplanten zukünftigen Einsatz von Wasserbüffeln im Gelände schaffen. Diese „tierischen Landschaftspfleger“ waren vor einigen Jahren auch schon auf Flächen in Richtung Stadtpark aktiv. Zeitweise werden auch Schottische Hochlandrinder (Highland Cattle) ihren Appetit auf „Grünes“ rund um „Schimmels Teiche“ stillen können. Der Bau des Weidezauns und die Beweidung werden von dem ökologischen Landwirtschaftsbetrieb „Grüne Aue Highland Cattle“ im Auftrag der Stiftung Pro Artenvielfalt umgesetzt. Diese finanziert auch sämtliche entstehenden Projektkosten aus privaten Spenden.
„Zielsetzung unserer als gemeinnützig anerkannten satzungsgemäßen Projektarbeiten ist es, der Natur und ihrer zunehmend bedrohten Artenvielfalt, Raum, Ungestörtheit und Zeit für ihre natürliche Entwicklung zu schenken“, betont Roland Tischbier, Vorstandsvorsitzender bei der in Bielefeld ansässigen Stiftung. Zur Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts und der Artenvielfalt der auf Feuchtgebiete und intakte Stillgewässer angewiesenen Tier- und Pflanzenarten müssen hier im Gebiet der „Schimmels Teiche“ menschliche Nutzungsinteressen ein wenig zurücktreten.
Die in Stiftungseigentum befindlichen Teiche, Teichdämme und direkten Uferbereiche werden daher für die Öffentlichkeit zukünftig nicht mehr zugänglich sein. So war dies schon zu Zeiten der Teichwirtschaft mit Fischzucht, die 2021 endete: das Betreten der privaten Teichanlagen war verboten. Mit Beendigung der Fischzucht „eroberte“ die Öffentlichkeit die Teichgebietsflächen für Ihre Nutzungsinteressen. Nicht wissend, dass störempfindlichen Vogelarten auf jegliche Form von Freizeitgestaltung, freilaufenden Hunde, nächtliche Aufenthalte im Teichgebiet und achtlos weggeworfene Gebrauchsgegenstände mit Abbruch der Brut, Verlassen der Jungvögel und Flucht aus dem Teichgebiet reagieren. „Wir hoffen, dass Spaziergänger akzeptieren, dass nun die Natur und Artenvielfalt auf 10 Hektar Teichgebiet den Vorrang bekommen“, sagt Malte Backer, Bereichsleiter Artenschutzprojekte bei der Bielefelder Stiftung. Das entspricht nur 2 Prozent der Fläche des insgesamt 500 Hektar großen Landschaftsschutzgebiets und zeigt, wie klein der Bereich ist, in dem die Natur und eine ökologisch verträgliche Bewirtschaftung Vorrang haben (siehe Langeplan unten). Auf der Südseite des Teichgebiets führt der Naturlehrpfad auch künftig direkt an den Teichen entlang und ermöglicht so weiterhin interessante Naturbeobachtungen.
Der Bau des Weidezaunes und die Beweidung wurden genauso wie die ökologische Gewässernutzung nicht nur mit der Stadtverwaltung Limbach-Oberfrohna und dem Naturschutzbund Erzgebirgsvorland abgestimmt, sondern von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Zwickau ausdrücklich befürwortet und genehmigt.
Insbesondere der NABU hat sich im Teichgebiet für den Naturschutz stark macht und in den vergangenen Jahrzehnten schon viel erreicht. Von unseren Biotop-Aufwertungsmaßnahmen werden nicht nur die bedrohte Vogelwelt dank neu geschaffener Rast-, Ruhe- und Brutzonen profitieren, sondern auch Insekten, Fische, Amphibien, Kleinsäuger und andere Organismen. Der Limbach-Oberfrohnaer Ornithologe Jens Hering, der das Teichgebiet seit mehr als 40 Jahren bestens kennt, zeigt sich sehr optimistisch: „Die Artenvielfalt profitiert schon jetzt“, sagt er mit Blick auf die unterschiedlich gefüllten und teilweise bewachsenen Teiche. Selbst das zeitweise Trockenfallen hat selten gewordene Arten wie die Bekassine und die Zwergschnepfe angelockt. Eisvogel, Rohrweihe, Blaukehlen, Teichrohrsänger und viele weitere seltene Arten konnten ebenfalls beobachtet werden. Auch Hering appelliert an die Bevölkerung, die zum Wohle der Natur eingerichtete Total-Schutzzone im Kerngebiet der „Schimmels Teiche“ zu respektieren.
Die „Stiftung Pro Artenvielfalt" - im Einsatz gegen das Artensterben
Satzungsgemäßer Zweck der vom Finanzamt Bielefeld-Innenstadt und der Stiftungsbehörde in Detmold (NRW) als gemeinnützig anerkannten "Stiftung Pro Artenvielfalt" mit Sitz in Bielefeld ist es, gefährdeten und bedrohten Wildtierarten und der Artenvielfalt das Überleben auch im 21. Jahrhundert möglichst in ihren angestammten Lebensräumen zu sichern.
Weitere Informationen und Spenden unter:www.stiftung-pro-artenvielfalt.org
Pressemitteilung Stiftung Pro Artenvielfalt